zurück zur Startseite

 

Leseprobe


Bewusstseinsskraft -
Im Land der verborgenen Welten

Sonja Gisela Franz

Roman 

Preis: 18,90

        Erhältlich bei mir unter sonja@seele-der-sonne.de

 

Teil 3 - Die erste Prüfung

Mostar 2015 ....dann stand ich am Rande der steilen Bogenbrücke, ein UNESKO Welterbe, das nicht nur die Stadtteile, sondern auch symbolisch den Islam mit dem Christentum verbindet. Eine Brücke, die einst im Krieg zerstört und später wieder aufgebaut worden war. 
Aufgetakelte Teenies hatten mit ihrem Gleichgewicht zu kämpfen, als sie das grobe Natursteinpflaster unter ihren Highheels spürten.
Einige schafften es, sich zeitweise von den Mostar-untauglichen Schuhen zu trennen und trugen sie in ihren Händen über die Brücke.
Da die runden Steine ziemlich glatt waren, stellte ich mir vor, die Menschen hier bei strömenden Regen beobachten zu können und obwohl Schadenfreude normalerweise nicht zu meinen Tugenden gehörte, grinste ich heimlich in mich hinein.
In der Mitte der Brücke hatten sich einige Menschen versammelt und warfen ein Geldstück oder sogar einen Schein in den Hut, den ein junger Mann in Badekleidung herumreichte. Es stellte sich heraus, dass er zu den Brückenspringern gehörte, die im freien Fall von der 19 Meter hohen Brücke in das eiskalte Wasser hinabtauchten. Dies war sehr gefährlich, da aufgrund der starken Strömung, die Wasser-Oberfläche sehr hart wurde. Schon einige leichtsinnige Besucher ließen in diesem Fluss aus Unkenntnis und Wagemut ihr Leben.
Bereits als Kind beginnen deshalb diese jungen Männer diese Tätigkeit zu trainieren. So ist diese Sportart mittlerweile zu ihrem Beruf geworden.
Ich wartete noch einige Zeit… aber springen wollte er scheinbar nicht. Vielleicht war der Hut nicht gut genug gefüllt. Ich wollte nicht länger hier verharren und es später noch einmal versuchen. So suchte ich mir zunächst ein kleines schattiges Plätzchen in einem Klostergarten, der als Terrassencafé eingerichtet war, wo ich mich noch auf einen Café und zum Plaudern mit Einigen aus der Gruppe traf. Veronika zeigte mir, wie der Kaffee traditionsgemäß zubereitet und getrunken wird. Die Kaffeekannen sind meistens aus Kupfer. In ihnen wird er aufgebrüht. Dann nimmt man ein Stück Zucker, legt es auf den Boden der Tasse, füllt einen Löffel mit dem Schaum des Kaffees und tröpfelt ihn auf den Zucker. Erst dann gießt man nach und nach den Kaffee aus der Kanne dazu.
Wie liebevoll dies doch die Einheimischen machen, die noch für alles Wichtige Zeit haben. 
Im Gegensatz zu uns zeitgeizigen Deutschen, die nicht einmal mehr den Kaffee vor Ort trinken, sondern sich einen "Coffee to Go" aus dem Expresso-Automaten von der Tankstelle oder vom Schnell-Imbisstand holen, ihn in verschwenderischen Einwegbechern zum Auto schleppen, ihn möglichst um Zeit zu sparen während des Fahrens in sich hineinkippen, die Hälfte verschütten oder sich die Lippen verbrennen und den Becher dann vor Wut aus dem Fenster werfen. - In den Straßengraben, dorthin, wo sich schon so viele dieser Becher zum „Hallo Umweltsünder-Treffen“ angesammelt haben. Wo sind wir Neuzeitlichen bloß gelandet? Wir Deutschen haben verlernt, innezuhalten und zu genießen, auch wenn es nur einen Kaffee betrifft.
Eine halbe Stunde später begab ich mich noch einmal zur Bogenbrücke und hoffte, diesmal zu erleben, wie ein Springer sein Können darbot.
Aber es kam ganz anders. Ich stand genau in der Mitte, am höchsten Punkt der Brücke, da wo sie herabsprangen. Die Sonne drückte. Mir war ganz übel heiß und ich hatte das dringende Bedürfnis mich schnellstens abkühlen zu müssen, sonst würde ich einen Hitzschlag erleiden. Die Sonne hatte scheinbar mein Gehirn aufgeweicht. Ich hörte Stimmen. Sie kamen nicht von den Besuchern neben mir.
„Spring“, sagten sie. „Nun spring schon endlich! Du hast es doch so gerne gemacht. Du warst doch ein Brückenspringer!“
´Ja, ich war ein Brückenspringer`, kam es mir so in den Sinn. Ich stellte meinen Rucksack im Schatten eines Pfeilers ab und kletterte über das Geländer. 
Ohne auch nur einen einzigen Gedanken damit zu verschwenden, dass es womöglich lebensgefährlich sein kann, überhitzt in dieses kalte Wasser einzutauchen, holte ich tief Luft, ließ los und spürte den freien Fall. 
Der eiskalte Fluss verschluckte mich, rauschte ohrenbetäubend an mir vorbei und ließ mein Herz kurze Zeit stillstehen. Ich kam nicht gleich wieder an die Oberfläche, wusste nicht, wo ich war und schien das Bewusstsein zu verlieren…

Als ich aufwachte, befand ich mich in einer unterirdischen Höhle, am Rande eines Sees. Ich kroch aus dem Wasser und zitterte am ganzen Leib. Ich blickte um mich. Alles schien fremd. Ich musste einen Zeitsprung gemacht haben und an einen andren Ort geschleudert worden sein. Träumte ich?
Es war kalt hier unten. Von Irgendwoher schimmerte ein blasses Licht in die Höhle, aber ich konnte keinen Ausgang entdecken.
Innerlich flehte ich um Hilfe. Ein Ruf gelang mir nicht, da ich immer noch Waser in der Lunge hatte und ständig husten musste...

 

zurück zur Startseite