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Leseprobe 2


Das Artefakt des Bogomilen

Sonja Gisela Franz

Roman 

Preis: 22,-

        Erhältlich bei mir unter sonja@seele-der-sonne.de

 

Kapitel 13 - Verwirt  

Ein Spaziergang führte mich in den nahe gelegenen Wald. Golden schimmerte die Sonne durch die Bäume und der Herbstwind begrüßte mich mit einer heftigen Böe, die er mir um die Ohren blies. Je weiter ich in den Wald vordrang, umso mehr schwand seine Kraft. Doch um mich herum schien etwas anderes zu schwirren. Ich hatte das Gefühl zu taumeln, nicht mehr klar denken zu können. Wie in einen Nebel gehüllt, der mein Gehirn leicht zusammen zu drücken schien, irrte ich quer durch den mit bunten Blättern übersäten Wald. Dann blieb ich an einer bestimmten Stelle stehen. Hier herrschte absolute Stille. Plötzlich fühlte ich mich, als ob es mich nie gegeben hätte, ich nicht hierher gehörte, so leer, so nutzlos. Was war denn geschehen? Wer bin ich? Was ist meine Aufgabe? Wie geht es weiter? Soll ich noch einmal von vorn anfangen? Mein Blickfeld war eingeschränkt. Von der Ferne hörte ich ein sanftes Glockengeläut, das alles zu durchdringen vermochte die Luft, die Nadeln der Bäume, das Laub. Dann war es da, das erwachende Gefühl von Freiheit. Ein Gefühl, niemanden mehr dienen zu müssen, niemandem mehr Rechenschaft ablegen, niemandem mehr etwas beweisen zu müssen. Meine göttliche Energie kämpfte sich gerade eben den Weg frei. Rosa-goldfarbenes Licht begann in meinem Herzen zu erstrahlen.

Gleich diesem Erwachen schienen nun auch einige Vögel das Signal erhalten zu haben und begleiteten inspiriert und beherzt diesen Klang der Glocken. So lieblich hatte ich ihr Singen und Zwitschern noch nie wahrgenommen.

Als ob mir eine Augenbinde abgenommen wurde, begann ich klarer zu sehen. Alles ergab einen Sinn und ich bekam die Antworten, wieso manche Menschen fast immer glücklich durch ihr Leben gehen, ihnen alles spielend einfach zu gelingen scheint, ihnen der Erfolg geradezu entgegen strömt, dafür andere Menschen von einer Krankheit zur nächsten schlittern und fast allen Tortouren unterworfen werden, die es gibt. Ich schien zu erfassen, warum manchen fast nie etwas gelingt, sie sich ungeheuerlich anstrengen müssen, um etwas zu erreichen, ihnen das Lernen schwerfällt und sie sich ständig durch das Leben kämpfen. Alles ist erklärbar, wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, dass es frühere Leben gab, in denen man Gutes oder Böses getan, die Rolle des Peinigers oder des Opfers gewählt hatte, die Rolle des Unterdrückten oder des Ausbeuters. Im heutigen Leben hat sich dann einfach ein Rollentausch vollzogen und es liegt an uns selbst, etwas wieder gut zu machen und uns anzustrengen um das schlechte Karma, dass wir uns früher durch schlimmes Benehmen eingefangen hatten, wiedergutzumachen. Da hilft auch kein Herumjammern oder Resignieren. Man kann es nur in Würde tragen und das Beste daraus machen. Wie schon das Sprichwort sagt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Das beinhaltet für mich jetzt, dass man frühere Leben mit einbeziehen muss.

‚Ich kann jeden Tag von neuem anfangen, sagte ich mir. ‚Jeder neue Morgen ist der erste Tag in meinem neuen Leben! Ebenso steht es mir frei auch wieder einen Schritt zurück zu treten. Mein Arm war geheilt. Die Möglichkeit wieder in meinem alten Job zu arbeiten steht mir ebenfalls zur Verfügung. Ich könnte als Heilerin auch nebenbei noch Klienten behandeln.

Trotz meiner Verwirrtheit, hielt ich meine Handflächen nach oben wie das Mädchen bei dem Märchen Sterntaler. Ich betete, bat um eine Antwort, was wohl nun meine Aufgebe in diesem Leben sei. Ich bat um Gesundheit und Klärung um die richtigen Gedanken zu dem menschlichen Schädel, der zu mir gekommen war und an meine Fähigkeit, die ich neu erlangt hatte. Noch war sie nicht erprobt. Vielleicht ging es ganz leicht. Es konnte aber auch sein, dass es überhaupt nicht funktionierte…

Der Wind kam wieder auf, schickte ein kräftiges Rauschen durch die Bäume und wurde heftiger. Doch ich harrte aus und hing den Gedanken weiter nach, bis mich schließlich fröstelte. Voller Enthusiasmus und guter Ideen trat ich den Heimweg an. Meine Katze wartete sicher schon auf mich. Ihr Futternapf war bei meinem Aufbruch leer gewesen.

 

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